EuroBasket 2025: "Jetzt wollen Kinder Dennis Schröder sein" – Moritz Wagner überwältigt nach deutschem Titel

EuroBasket 2025: "Jetzt wollen Kinder Dennis Schröder sein" – Moritz Wagner überwältigt nach deutschem Titel

Schröder liefert, Wagner weint: Deutschlands goldener Basketball-Moment

Ein Land hält den Atem an, dann fällt der Wurf – und Deutschland ist Europameister. Zwei Jahre nach dem Triumph bei der Weltmeisterschaft setzt das Nationalteam seine Serie fort und holt bei der EuroBasket 2025 den Titel. Wieder ist Dennis Schröder der Spieler, der in den letzten Sekunden die Verantwortung nimmt. Und wieder verwandelt er die entscheidenden Würfe, die das Finale kippen. Das Muster kennt man seit Manila 2023, aber es nutzt sich nicht ab. Im Gegenteil: Es schreibt die nächste Zeile einer deutschen Basketball-Ära.

Moritz Wagner erlebt das alles ein paar Meter neben dem Parkett – nicht im Trikot, sondern im Hemd, verkabelt mit einem Sender von MagentaSport. Der Orlando-Forward fehlt verletzt, arbeitet als TV-Experte, und verliert doch jeden professionellen Filter, als die Schlusssirene kommt. "Gooooold, Digga!" entfährt es ihm, dann ringt er um Worte, sagt, er sei völlig überfordert, wisse gar nicht, wie spät es ist. Keine kalte Analyse, sondern ein ehrlicher Ausbruch. Genau das spiegelt die Stimmung im Land: ungläubige Freude, die sich Bahn bricht.

Die Kamera bleibt auch während der Ehrung bei ihm. Als Franz Wagner – Moritz’ jüngerer Bruder – als Spieler des Turniers ausgezeichnet wird, steigen die Tränen. Der Moment ist privat und öffentlich zugleich: eine Familiengeschichte, die zur Geschichte des deutschen Basketballs wird. Franz war das verlässliche Zwei-Wege-Herzstück des Teams, Schröder die Stimme und der Taktgeber, der in den Huddles vorging und im Halbfinale sogar einen neuen Assist-Rekord aufstellte. Der eine macht die Räume auf, der andere nutzt sie. Es ist ein Duo, das Europa derzeit kaum kontern kann.

Zurück zum Spiel: In der Crunch-Time verengt sich die Rotation, die Pässe werden einfacher, die Optionen weniger – und Schröder bleibt kalt. Zwei Angriffe, zwei Treffer, Ende. Er hat diese Geschwindigkeitswechsel, die auch gute Verteidiger falsch einschätzen: erst andeuten, dann explodieren, abschließen. Es sind die Momente, in denen seine jahrelange Erfahrung in der NBA greifbar wird. Und es sind die Momente, die bei Kids hängen bleiben, wenn sie am Abend noch einmal in der Einfahrt auf den Korb werfen.

Die Kabine? Klassisch klebrig. Ski-Brillen gegen die Champagnerduschen, Schlachtrufe aus kratzigen Boxen, zwischendrin eine anstimmte Bayern-Hymne – eine Fußball-Referenz im Basketballrausch. Schröder startet vom Parkett aus noch einen Livestream, dann verschwindet er zu den Kollegen, die den Pokal auf der Bank zwischen nassen Handtüchern und Tape-Resten parken. Bilder, die bleiben.

Dass Moritz Wagner aus der Distanz zuschauen musste, tat hörbar weh. Aber es veränderte den Inhalt seiner Botschaft nicht. Er spricht davon, dass jetzt Kinder in deutschen Hinterhöfen Körbe montieren und Dennis Schröder sein wollen. Das wirkt wie eine nette Zeile, hat aber Substanz. Ein Team, das 2022 EM-Bronze, 2023 WM-Gold und jetzt den EM-Titel gewinnt, prägt eine Generation. Vorbilder sind im Sport mehr als Dekoration. Sie verschieben die Eintrittsschwelle: Wer sieht, dass es geht, fängt an.

Sportlich steckt hinter dem Erfolg mehr als ein heißer Handgelenk-Moment im Finale. Deutschland spielt seit Jahren mit einem Kern, der sich kennt und vertraut – die Abläufe sitzen, die Rollen sind klar. In diesem Sommer fehlte Moritz, andere füllten Lücken, vorneweg Daniel Theis. 11,1 Punkte und 6,6 Rebounds im Turnierschnitt sind kein Bling-Bling, aber genau das, was ein Titelteam braucht: verlässliche Screens, defensive Präsenz, Second-Chance-Punkte. Diese Arbeit taucht selten auf Postern auf. In Pokalnächten ist sie Gold wert.

Franz Wagner setzte dem Ganzen die individuelle Krone auf. "Player of the Tournament" ist nicht nur ein Etikett, es beschreibt seinen Einfluss: Er trifft aus der Distanz, geht mit Kraft zum Korb, verteidigt mehrere Positionen. Und: Er behält die Ruhe, wenn die Halle kocht. Dass Moritz bei der Ehrung Tränen in den Augen hat, ist keine Schwäche. Es ist das Gesicht einer Geschichte, die in Berlin begann, über Michigan und Orlando führte und jetzt im Nationaltrikot ihren vorläufigen Höhepunkt hat.

Zur Bühne gehört auch die Übertragung. MagentaSport begleitet die Nationalmannschaft seit Jahren, nimmt die Community mit, die nach der WM 2023 spürbar gewachsen ist. Der Ton ist näher dran, weniger steril – solche Momente wie der von Moritz Wagner funktionieren deshalb so gut, weil das Setting sie zulässt. Menschen wollen Sport fühlen, nicht nur sehen.

Wohin trägt dieser Titel den deutschen Basketball? In die Hallen, sicher. In die Jugendprogramme, hoffentlich schneller als bisher. Die Strukturen sind da: JBBL und NBBL bilden die Klammer, Bundesstützpunkte und Klub-Akademien sorgen für tägliche Qualität. Was es oft braucht, ist ein realer Magnet, der Kinder und Eltern überzeugt, dass Basketball nicht nur cool aussieht, sondern auch eine Perspektive hat. Genau da wirken diese Nächte. Der Weg vom Schulhof zur Lizenz ist danach keine Theorie mehr.

Die besondere Rolle von Schröder verdient noch eine Spur mehr Aufmerksamkeit. Er ist nicht nur der Scorer für die letzten zwei Minuten. Er setzt den Ton: harsch, wenn es sein muss, schützend, wenn es hilft. Er ist in den Auszeiten der, der die Augen aller auf sich zieht, und auf dem Feld der, der das Tempo bestimmt. Sein Turnier liest sich wie ein Lehrbuch über Führung im Sport: vorangehen, Fehler wegstecken, den nächsten Spielzug ansagen, dann selbst treffen, wenn keiner mehr will. Dass er in diesem Sommer zusätzlich einen Assist-Rekord in einem Halbfinale aufstellt, passt ins Bild – Kontrolle statt Chaos.

All das funktioniert, weil die Rollen dahinter stabil sind. Theis als Anker in der Zone. Flügel, die Platz machen und den Ball bewegen. Bankminuten, die nicht kollabieren. Eine Defense, die nicht nur Highlights jagt, sondern Regeln einhält: Closeouts mit Kontrolle, Boxout vor Break, Hilfe mit Rückweg. Es klingt trocken, ist aber die Basis, auf der Glanz entstehen kann. Ohne das Gerüst hängen die Würfe in der Luft wie lose Worte.

Die Nationaleuphorie lebt auch von der Erzählung der Brüder. Moritz und Franz tragen beide das Orlando-Trikot, zuhause sprechen sie dieselbe Sprache, auf dem Feld ergänzen sie sich. Der eine emotionaler, lauter. Der andere stoisch, mit stiller Autorität. In der EM-Woche prallen diese Eigenschaften zusammen – und erzeugen etwas, das man nicht trainieren kann: das Gefühl, dass hier Menschen spielen, die man kennt. Genau dieser Wiedererkennungswert macht Nationalteams stark.

Man kann den Titel auch als Bilanz lesen: 2022 Bronze, 2023 Gold, 2025 Gold. Das ist keine Welle, das ist ein Plateau. Ein Peak, der stehen bleibt, weil er auf Plan und Personal fußt. Trotzdem ist nichts garantiert. Europäische Konkurrenz schläft nicht, Turniere sind kurz, ein schwacher Abend kann reichen. Umso bemerkenswerter, dass Deutschland die engen Spiele gewinnt. Wer wiederholt in der letzten Minute klar bleibt, hat mehr als nur Glück.

Und Moritz? Wird sein Comeback planen. Wenn die Schulter, das Knie – was immer ihn diesmal stoppte – wieder hält, wartet eine Nationalmannschaft, die ihn nicht nur will, sondern braucht. Größe, Physis, Toughness, dazu die Verbindung zu Franz. Die Klammer ist da. Bis dahin bleibt er das beste Sprachrohr des Teams: einer, der vor Millionen ausspricht, was viele fühlen – dass Basketball gerade die Sportart ist, die in Deutschland am stärksten vorwärts zieht.

Wer heute Abend beim Nachbarn die Mülltonnen beiseite rückt, um ein paar Würfe zu nehmen, wird diese Namen rufen: Schröder zum Korb. Wagner für drei. Theis mit dem Putback. Genau so fangen Geschichten an, die Jahre später in Nationaltrikots enden. Der Weg ist offen. Der Titel hat ihn noch ein Stück breiter gemacht.

Mehr als ein Pokal: Was der EM-Sieg auslöst

Der wirtschaftliche Effekt ist das eine – volle Hallen, bessere Sendeplätze, Sponsoren, die zuhören. Der sportliche Effekt ist das andere – Kinder, die nicht nur Fußball ausprobieren, sondern auch Basketball. Klubs, die aus dem Rückenwind Mut schöpfen, um Trainerstellen zu sichern, Hallenzeiten einzuklagen, in Athletik und Technik zu investieren. Jeder Anruf bei einer Kommune fällt leichter, wenn man sagen kann: Wir sind Europameister. Gebt uns die Bühne, wir füllen sie.

Für die Nationalmannschaft beginnt schon bald der nächste Block: Lehrgänge, Qualispiele, Kaderentscheidungen. Der Kern wird stehen, aber Konkurrenz belebt. Wer in der BBL oder in der NBA einen Schritt macht, rückt in die Rotation. Das Leistungsprinzip war ein stiller Motor dieses Erfolgs. Niemand bekommt Minuten auf Ausweis. Das hält das Niveau hoch – und die Gruppe ehrlich.

Am Ende bleibt das Bild dieses Abends: ein übermütiger TV-Experte, der kurz wieder zum Spieler wird, ein Kapitän, der im Lärm die Ruhe findet, ein jüngerer Bruder mit einer Trophäe im Arm. Deutschland feiert einen Moment, der größer ist als ein Ergebnis. Er zeigt, was entstehen kann, wenn Talent, Struktur und Mut zusammenfallen. Und er zeigt, warum heute so viele Kinder im Hof einen Korb suchen – weil sie einmal sein wollen wie Dennis Schröder.

Autor
  1. Johannes Klingenberger
    Johannes Klingenberger

    Ich heiße Johannes Klingenberger und bin ein Experte im Bereich Sport. Meine Leidenschaft gilt insbesondere dem Fußball, über den ich gerne schreibe und berichte. Seit vielen Jahren verfolge ich die Entwicklungen und Trends in der Fußballwelt und teile mein Wissen und meine Meinungen mit anderen Interessierten. In meiner Freizeit spiele ich selbst Fußball in einem lokalen Verein und beteilige mich aktiv an der Organisation von Turnieren und Veranstaltungen. Durch meine Erfahrungen auf und neben dem Spielfeld kann ich fundierte und praxisnahe Einblicke in die Welt des Sports bieten.

    • 15 Sep, 2025
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