Hypomeeting in Götzis: Weltelite im Mehrkampf und eine Freundschaftstradition

Hypomeeting in Götzis: Weltelite im Mehrkampf und eine Freundschaftstradition

Am 31. Mai und 1. Juni 2025 wird das Götzis erneut zum Mittelpunkt der internationalen Leichtathletik. Im Möslestadion treten die besten Mehrkämpfer der Welt beim Hypomeeting gegeneinander an – nicht nur um Rekorde, sondern auch um etwas, das kaum ein anderes Sportereignis bietet: echte, lebenslange Freundschaften. Über 400 ehrenamtliche Helfer aus der Region sorgen dafür, dass das Event mit der Präzision einer Weltmeisterschaft abläuft – und doch mit der Herzlichkeit eines Dorffestes. Wer einmal dabei war, kommt zurück. Egal ob Athlet aus den USA, Fan aus Japan oder Organisator aus Altach.

Ein Festival der Leichtathletik – mit Wurzeln im 19. Jahrhundert

Die Tradition des Mehrkampfs in Österreich reicht weit zurück. Bereits in den 1870er Jahren fanden in Wien und Graz Wettkämpfe statt, bei denen Männer in acht Disziplinen – von 100 Metern bis zum Speerwurf – ihre Kraft, Schnelligkeit und Ausdauer bewiesen. Die moderne Form des Hypomeeting entstand 1987, als das Möslestadion erstmals als Austragungsort für den internationalen Zehnkampf und Siebenkampf ausgewählt wurde. Seitdem ist es nicht nur ein Wettkampf, sondern eine Institution. In den letzten zehn Jahren haben mehr als 120 Nationen Athleten nach Vorarlberg geschickt. Die Zuschauerzahlen stagnieren nicht – sie wachsen. Im Jahr 2023 kamen über 9.500 Menschen pro Tag ins Stadion, und das, obwohl es keine VIP-Zonen oder teuren Tickets gibt. Die Preise? Bleiben erschwinglich. Die Atmosphäre? Unvergleichlich.

Die Kraft der Ehrenamtlichen: 100 % ohne Lohn, 100 % mit Herz

Was macht das Hypomeeting so besonders? Nicht die Technik. Nicht die modernen Anlagen. Sondern die Menschen. Über 400 Freiwillige aus dem Bezirk Bludenz – Lehrer, Bäcker, Rentner, Studenten – organisieren jedes Jahr das gesamte Event. Sie bauen die Strecken auf, zählen die Sprünge, servieren Getränke, betreuen die Athleten. Kein einziger Euro wird als Honorar gezahlt. Und doch: Keine andere Veranstaltung in Österreich hat eine solche Kontinuität. „Wir machen das, weil wir es lieben“, sagt Monika Hafner, die seit 1998 im Organisationsteam ist. „Ein amerikanischer Zehnkämpfer kam 2010 zum ersten Mal. Heute kommt er mit seiner Frau und zwei Kindern. Sie lernen Jassen, essen Kaiserschmarrn, und im Winter schicken sie uns Schneekugeln aus Colorado.“ Solche Geschichten sind kein Zufall. Sie sind das Herzstück des Events.

Tourismus und Sport: Ein Rekordjahr mit bleibender Wirkung

Die wirtschaftliche Bedeutung ist nicht zu unterschätzen. Laut Vorarlberg Tourismus verzeichnete die Sommersaison 2023 ein Rekordergebnis mit 1,2 Millionen Übernachtungen – ein Plus von 18 Prozent gegenüber 2022. Geschäftsführer Christian Schützinger nennt das Hypomeeting einen „Katalysator für die Saison“. „Viele Gäste buchen ihre Ferien nicht um den Bodensee, sondern um das Hypomeeting herum. Sie kommen im Mai, bleiben bis in den Juni – und kommen im nächsten Jahr wieder.“ Die Zahlen sprechen eine klare Sprache: Jeder Zehnkämpfer bringt durchschnittlich 3,7 Begleitpersonen mit. Das sind pro Event rund 1.500 zusätzliche Übernachtungen – und ein Umsatz von über 2,3 Millionen Euro in der Region.

Ein Kulturphänomen, das über Sport hinausgeht

Das Hypomeeting ist kein reines Sportereignis. Es ist ein kulturelles Phänomen. Die Athleten tauschen nicht nur Wettkampftaktiken aus – sie tauschen Kochrezepte, Musik, Sprache. Ein deutscher Siebenkämpfer lernte aus der Schweiz, wie man Raclette richtig macht. Eine japanische Zehnkämpferin brachte ihren Gastgebern Origami bei. „Wir haben einen Brief von einer Familie aus Australien bekommen“, erzählt Hafner. „Sie schrieben, dass ihr Sohn nach dem Hypomeeting 2022 beschloss, Leichtathletik zu studieren – nur weil er sah, wie Menschen aus aller Welt sich gegenseitig unterstützen.“

Der ORF überträgt das Event live – und das nicht nur im Fernsehen. Die digitale Reichweite wächst: Im Jahr 2023 nutzten täglich 6,1 Millionen Österreicher mindestens ein Angebot des öffentlich-rechtlichen Senders. Die Live-Streams des Hypomeetings erreichten allein im letzten Jahr 870.000 Zuschauer weltweit. Aber die echte Magie passiert im Stadion. Die Zuschauer klatschen nicht nur für Rekorde – sie klatschen, wenn jemand nach einem Sturz wieder aufsteht. Wenn ein Athlet aus einer Kleinstadt in der Mongolei zum ersten Mal vor 10.000 Leuten läuft. Dann ist es nicht mehr nur Sport. Dann ist es Menschlichkeit.

Was kommt 2025? Und warum es wichtig ist

Die Vorbereitungen für das Hypomeeting 2025 laufen bereits. Die Strecken werden neu vermessen, die Startlisten werden geprüft. Die Weltspitze ist dabei: Weltmeister aus den USA, Europarekordler aus Deutschland, aufstrebende Talente aus Kenia. Doch die größte Herausforderung bleibt: die Ehrenamtlichen zu halten. „Wir brauchen jüngere Leute“, sagt Hafner. „Jemand, der nach dem Studium zurückkommt. Wer einmal hier war, weiß: Es ist kein Job. Es ist eine Familie.“

Die Leichtathletik hat in Österreich eine lange Geschichte – aber das Hypomeeting hat ihr eine neue Seele gegeben. Es zeigt, dass Sport nicht nur um Medaillen geht. Sondern um Verbindungen. Um Vertrauen. Um das, was bleibt, wenn die letzten Böllerschüsse verklungen sind.

Frequently Asked Questions

Warum ist das Hypomeeting in Götzis so besonders im Vergleich zu anderen Mehrkampfveranstaltungen?

Während andere Mehrkampf-Events oft von Profi-Organisationen mit hohen Budgets betrieben werden, basiert das Hypomeeting auf 100 % ehrenamtlicher Arbeit – und das seit 38 Jahren. Die Atmosphäre ist familiär, die Zuschauer nah am Geschehen, und viele Athleten kehren jahrein, jahraus zurück, nicht nur für den Wettkampf, sondern für die Freundschaften, die hier entstehen. Das macht es einzigartig.

Wie beeinflusst das Hypomeeting die lokale Wirtschaft in Vorarlberg?

Jedes Jahr bringen die Teilnehmer und Begleitpersonen einen direkten wirtschaftlichen Impuls von über 2,3 Millionen Euro in die Region. Hotels, Restaurants, Supermärkte und lokale Dienstleister profitieren massiv – besonders weil viele Besucher schon im Mai anreisen und bis in den Juni bleiben. Die Sommersaison 2023 brach mit 1,2 Millionen Übernachtungen einen Rekord – und das Hypomeeting war ein entscheidender Treiber.

Wer organisiert das Hypomeeting und wie wird es finanziert?

Über 400 Freiwillige aus dem Bezirk Bludenz organisieren das Event komplett ehrenamtlich. Die Finanzierung erfolgt durch Sponsoren, staatliche Zuschüsse des Bundesministeriums für Wohnen, Kunst, Kultur, Medien und Sport sowie durch Eintrittsgelder. Kein Helfer erhält ein Honorar – die Motivation ist die Leidenschaft für den Sport und die Gemeinschaft.

Warum kommen so viele internationale Athleten immer wieder zurück?

Weil sie hier nicht nur trainieren, sondern willkommen sind. Viele erzählen, dass sie sich in Götzis „zu Hause“ fühlen – weil sie von den Einheimischen mit Kuchen, Jassen und Gesprächen empfangen werden. Einige haben sogar ihre Partnerinnen kennengelernt, während sie beim Hypomeeting waren. Die Beziehungen halten über Jahre, manche sogar ein Leben lang.

Wie kann man als Fan oder Freiwilliger beim Hypomeeting 2025 mitmachen?

Tickets sind ab Februar 2025 über die offizielle Website erhältlich. Wer helfen möchte, kann sich ab Oktober 2024 als Freiwilliger anmelden – vor allem gesucht werden junge Leute, die bereit sind, über das Wochenende mitzuhelfen. Keine Vorkenntnisse nötig – nur Herz und Engagement. Wer einmal dabei war, sagt: Es ist das beste Wochenende des Jahres.

Autor
  1. Johannes Klingenberger
    Johannes Klingenberger

    Ich heiße Johannes Klingenberger und bin ein Experte im Bereich Sport. Meine Leidenschaft gilt insbesondere dem Fußball, über den ich gerne schreibe und berichte. Seit vielen Jahren verfolge ich die Entwicklungen und Trends in der Fußballwelt und teile mein Wissen und meine Meinungen mit anderen Interessierten. In meiner Freizeit spiele ich selbst Fußball in einem lokalen Verein und beteilige mich aktiv an der Organisation von Turnieren und Veranstaltungen. Durch meine Erfahrungen auf und neben dem Spielfeld kann ich fundierte und praxisnahe Einblicke in die Welt des Sports bieten.

    • 17 Nov, 2025
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